NAS als Archivspeicher? – Was man beachten muss 17. März 201917. März 2019 Leon Allgemein, Software, Tutorials Vor kurzem habe ich in einem Forum gelesen, dass ein NAS kein Archivspeicher ist. Das hat mich ziemlich überrascht, da ich alle Fotos und Videos auf meinem NAS speicher und auch gerade dabei bin, alte Filme und Fotos zu digitalisieren. Ich bin der Meinung, dass ein NAS durchaus als Archivspeicher geeignet sein kann, und möchte euch in diesem Artikel erklären, was dazu notwendig ist und worauf man achten muss, wenn man seine Daten wirklich sicher speichern möchte. Fotos und Videos auf verschiedenen Smartphones, Daten auf verschiedenen PCs, alte Fotos und Video-Kassetten, die irgendwo im Keller verstauben, und sehr viele Stapel voller unsortierter Briefe und Dokumente im Schrank, die leider keine Suchfunktion haben. Das ist ein unpraktisches durcheinander. Und genau dazu ist ein NAS doch da, dachte ich. Alle Daten zentral an einem Ort speichern. Und wenn man alle alten Sachen aus dem Keller digitalisiert, hat man endlich mal alles übersichtlich vor Augen und kann auch sofort alles wiederfinden. Außerdem können alte Video-Kassetten eventuell in Zukunft nicht mehr abgespielt werden, da sie mit der Zeit kaputt gehen. Und auch Fotos können zerknicken, durch Wasser beschädigt werden, oder im Extremfall sogar verbrennen… Also warum sollte ein NAS kein Archivspeicher sein? Wie sollte man Daten denn besser archivieren, als auf einem NAS? Dazu muss man natürlich erstmal wissen, was überhaupt ein Archivspeicher ist. Unter einem perfekten Archivspeicher stelle ich mir einen Speicher vor, wo alle Daten 100% sicher gespeichert sind und ein Datenverlust oder eine Beschädigung oder Veränderung der Daten unmöglich ist. Da es so einen Speicher nicht gibt und es diesen wahrscheinlich auch niemals geben wird, muss man mit einem „normalen“ Archivspeicher so nah wie möglich an dieses Ziel heran kommen. Wenn es um Digitale Daten geht, gibt es sehr viele Gefahren. Daten können durch Schadsoftware beschädigt werden oder unlesbar gemacht werden. Menschen können versehentlich eine falsche Datei löschen. Festplatten können ausfallen, Rechenzentren können abbrennen. Bei einem Archivspeicher muss man gegen all diese Gefahren ankämpfen. Aber es wird noch schlimmer! Durch unbemerkte Lesefehler einer defekten Festplatte oder durch einen defekten Arbeitsspeicher können Daten völlig unbemerkt nicht mehr gelesen werden! Nach 10 Jahren stellt man fest, dass eine sehr Datei nicht mehr zu öffnen ist, und die letzte Sicherung ist vielleicht von vor einem Jahr… Ob man es jetzt als „Bit Rot“ oder „Datenverschlechterung“ nennt, auch dagegen muss man etwas tun! Fangen wir mit der ersten Ebene an. Datenverlust durch Menschen oder Schadsoftware. Da gibt es eine ganz einfache Lösung: BACKUP! Man hört es immer wieder, dass Datensicherungen wichtig sind. Und das sind sie wirklich! Also der erste Schritt in Richtung Archivspeicher ist eine Regelmäßige Sicherung der Daten. Zum Beispiel auf eine externe Festplatte. Ich denke, das fast alle NAS Systeme diese Möglichkeit anbieten. Alternativ gibt es natürlich auch noch die Möglichkeit, die Daten auf einem Cloud Speicher zu sichern. Wobei ein offline Backup auf einer externen Festplatte vermutlich besser gegen solchen Datenverlust absichert. Wenn wir nun auf die nächste Ebene gehen, Ausfall der Festplatten oder des NAS, sieht es etwas anders aus. Da ist ein Backup in der Cloud sicherer, da auch die externe Festplatte kaputt gehen kann. Auch wenn es brennt und die externe Festplatte im gleichen Raum wie das NAS ist, sieht es schlecht aus. Deshalb nimmt man am besten beide Möglichkeiten! Dann ist beides abgedeckt. Vielleicht habe ihr schon mal folgendes gehört: „Ein RAID ist kein Backup!“. Aber warum nicht? Ein RAID wird vermutlich jeder kennen, der ein NAS verwendet. Wenn eine Festplatte ausfällt, sind alle Daten noch da. Das schützt vor einem Hardware-Defekt einer Festplatte. Aber trotzdem ist ein Backup notwendig, aufgrund der vorher genannten gründe. Wenn man eine Datei versehentlich löscht oder das Haus abbrennt, bringt ein RAID nicht viel. Ein RAID ist tatsächlich nur für die Datenverfügbarkeit zu gebrauchen. Das bedeutet, wenn eine Festplatte ausfällt, muss ich nicht erst das gesamte Backup wiederherstellen, die Daten sind weiterhin verfügbar. Dennoch ist ein RAID natürlich sinnvoll. Erstens wegen der Verfügbarkeit, und zweitens hat man dann auch bei einem Festplattenausfall neben den Sicherungen immer noch die Originalkopie. Ich persönlich würde mich unsicher fühlen, wenn die Daten weg währen und ich davon abhängig bin, dass das Backup auch wiederhergestellt werden kann. Das möchte ich wirklich nur im schlimmsten Fall tun. Also finde ich, dass auch bei einem Archivspeicher ein RAID mit Datenredundanz nicht fehlen sollte! Kommen wir nun zur letzten genannten Ebene. Der „Bit Rot“ Fall! So etwas kann durch Festplatten oder durch den Arbeitsspeicher ausgelöst werden. Datenbeschädigung, ohne dass man es merkt. Aber auch dafür gibt es eine Lösung: Prüfsummen! Es gibt Dateisysteme, welche immer wenn eine Datei gespeichert wird eine Prüfsumme von dieser erstellen, und immer wenn eine Datei gelesen wird, durch diese Prüfsumme prüfen, ob die Datei noch unbeschädigt ist. Eine solche Funktion bieten zum Beispiel die Dateisysteme Btrfs, ZFS oder ReFS. Für einen Archivspeicher sollte auso unbedingt ein solches Dateisystem verwendet werden. Und natürlich muss man darauf achten, dass diese Prüfsummen-Funktion auch aktiviert ist. Um Bit Rot Fehler zu vermeiden, kann man auf EEC Arbeitspeicher umsteigen. Arbeitsspeicher mit EEC ist in der Lage, Fehler im Arbeitsspeicher zu erkennen und zu beheben. Allerdings ist EEC RAM ziemlich teuer, und nicht alle NAS Systeme unterstützen oder haben solchen Arbeitsspeicher. Aber wichtig ist erstmal, dass solche Fehler überhaupt erkannt werden. Also zusammengefasst braucht man folgendes, um ein NAS als Archivspeicher zu verwenden:– RAID mit Datenredundanz– Backup auf USB Festplatte oder anderer offline Speicher– Backup in der Cloud– Dateisystem mit Prüfsummen– EEC Arbeitsspeicher Nun möchte ich zum Schluss noch als Beispiel das nennen, was ich selbst aktuell verwende, um meine Daten zu speichern. Ich benutze aktuell ein NAS mit 6 Festplatten. Als RAID habe ich ein RAID-6 eingerichtet. Es können also zwei Festplatten ausfallen, ohne dass es zu Datenverlust kommt. Hier möchte ich noch kurz einen weiteren Vorteil von RAID-6 nennen. Auch wenn eine Festplatte ausgefallen ist, können von Btrfs erkannte Dateifehler noch durch die Parität repariert werden! Und nun habe ich auch schon verraten, dass ich Btrfs als Dateisystem verwende. Einen ECC Arbeitsspeicher verwende ich aktuell nicht, da dieser ziemlich teuer ist. Aber man kann bei meinem NAS-Modell später noch zu ECC RAM wechseln. Als Datensicherung sichere ich die wichtigsten Daten auf eine USB-Festplatte. Alle Daten werden zusätzlich noch in der Cloud gesichert. Ich sichere meine Daten in der Synology C2 Cloud, aber auch einen Teil der Daten auf Amazon Drive und Google Drive. Hier darf ich natürlich nicht vergessen zu erwähnen, dass es noch viele andere Cloud Anbieter gibt. Noch ein Hinweis zum ECC RAM. Ich habe mir wirklich mühe gegeben um zu recherchieren, ob ein ECC RAM wirklich wichtig ist. Anscheinend sollte man nicht darauf verzichten, wenn eine Veränderung der Daten beim Schreiben nicht möglich sein soll. Denn wenn beim Schreiben etwas passiert, kann auch Btrfs nichts mehr daran ändern. Dann bräuchte man aber auch ECC in dem Gerät, von dem aus die Daten kopiert werden. Wenn es um das Lesen von Daten geht, ist ECC wahrscheinlich nicht so wichtig. Ich habe von berichten gehört, bei dem ein defekter ECC das „Kaputtreparieren“ eines ZFS Dateisystems ausgelöst hat. Allerdings gibt es dazu verschiedene Aussagen, zum Beispiel auch, dass das nur passieren kann, wenn mehrere Fehler passieren. Vermutlich ist das richtig, da ein Arbeitsspeicherfehler dazu führen kann, dass eine Datei als Fehlerhaft erkannt wird, aber dann müssten noch weitere Fehler auftreten, um dann auch die Datei beschädigt neu abzuspeichern. Grundsätzlich kann ich allerdings hierzu keine genaue Aussage machen. Hat euch dieser Artikel gefallen? Und welche Maßnahmen verwendet Ihr, um eure Daten sicher zu speichern? Über Kommentare würde ich mich sehr freuen 🙂